Vortrag über jüdische Geschichte in Geisa

Zweite Stolpersteinverlegung in Geisa

Am 9. November 2023 versammelten sich viele Menschen am Gedenkstein der ehemaligen jüdischen Synagoge am Schlossberg in Geisa. Es war das Datum der Reichspogromnacht vor 85 Jahren, der vom nationalsozialistischen Regime organisierten Gewaltmaßnahmen gegen Juden im Deutschen Reich. Auch die jüdische Synagoge in Geisa wurde damals mutwillig zerstört.

Die Stadt Geisa und der Heimat- und Geschichtsverein „Geisaer Amt“ hatten an diesem Gedenktag zur zweiten Stolpersteinverlegung  eingeladen. In Erinnerung an drei jüdische Familien der Stadt, die verfolgt, vertrieben und Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden, wurde eine Gedenkveranstaltung am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge in Geisa abgehalten.

Nach ergreifenden Ansprachen der Bürgermeisterin Manuela Henkel und von dem Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins, Johannes Henning, erfolgte die Verlegung der Stolpersteine unter der Mithilfe von Schülern des Gymnasiums Vacha.

Die musikalische Umrahmung übernahm der Kirchenchor Geisa.

Im Anschluss fand ein Empfang in der ANNELIESE DESCHAUER Galerie statt. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Musikschule des Wartburgkreises umrahmt. Die Bürgermeisterin begrüßte die zahlreich erschienenen Besucher, darunter auch viele Nachfahren der jüdischen Familien, die aus dem In- und Ausland dazu angereist waren.

Johannes Henning hielt einen Vortrag über die jüdische Geschichte in der Stadt Geisa im 19. und 20. Jahrhundert. Viele Jahrhunderte existierte in Geisa eine jüdische Gemeinde, drei Konfessionen lebten friedlich zusammen und wirkten gemeinsam zum Wohle der Stadt. Leider wurden die meisten jüdischen Mitbürger von Geisa Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.

In der anschließenden Diskussion kam Manfred Dittmar als Zeitzeuge zu Wort, der über seine Erinnerungen und die Erzählungen seiner Eltern berichtete. Zahlreiche Mitglieder der Familie Stern waren unter den Gästen, um bei der Stolpersteinverlegung dabei zu sein. So zitierte Albert Sterns Enkelsohn Yariv aus Israel aus den Briefen seines Großvaters, der seine große Sehnsucht nach der alten Heimatstadt Geisa zum Ausdruck brachte und wie er darunter litt, dass er Geisa nie wieder besuchen konnte.

Auch die Berliner Künstlerin Dikla Stern, die vor zwei Jahren ihre Ausstellung „Die Sterne von Geisa“ in der ANNELIESE DESCHAUER Galerie präsentiert hatte, war unter den Gästen. Sie hatte damals bewegende Einblicke in die Lebensgeschichte ihres Großvaters Albert Stern gezeigt. Fotos und Korrespondenzen ihrer Ur-Ur-Großeltern in Geisa, Dokumente und Filmmaterial des Großvaters von der Flucht nach Israel, gaben Zeugnis von der Jüdischen Kultur in Geisa.

Im kommenden Jahr zeigt Dikla Stern ihre nächste Ausstellung in Thüringen mit dem Titel „Lililala-Land“ bei den Achava-Festspielen des Kunstvereins in Eisenach vom 15.08. bis 22.09.2024.
https://diklastern.com/