Werner Deschauer wurde am 6. Dezember 1935 in der Rhönstadt Geisa geboren. Die Kindheit verbrachte er im Krieg und half schon im Alter von 7 Jahren im elterlichen Spirituosengeschäft mit. Der Vater war gefallen, die Familie hatte zu kämpfen, ihre Lebensgrundlagen aufrecht zu erhalten.
Nach einer kaufmännischen Lehre, die die Grundsteine für seinen späteren wirtschaftlichen Erfolg legte, arbeitete er als Bierfahrer und später im Geisaer Rathaus. 1956 fassten Werner und sein Bruder Hubert den Entschluss, in den „Westen“ zu fliehen, da sie in der geliebten Heimat keine weitere berufliche Perspektive für sich sahen. Ihr Weg führte sie ins Ruhrgebiet nach Bochum. Die Anfangszeit war sehr schwierig, doch konnten sie durch harte Arbeit schließlich ihr erstes eigenes Geschäft eröffnen. 1962 war das Unternehmen Deschauer regelrecht auf Expansionskurs. In den folgenden Jahren wurden weitere Filialen eröffnet und das Familienunternehmen wuchs immer weiter. Doch dafür arbeitete der Familienbetrieb beinahe rund um die Uhr.
Sein privates Glück fand Werner mit der aus dem thüringischen Dorndorf/Rhön stammenden Verkäuferin Anneliese Pabst. Sie heirateten am 28. August 1960 in der St.-Elisabeth-Kirche in Bochum-Gerthe. Anneliese stieg mit in das Unternehmen ein und war über sechs Jahrzehnte an seiner Seite.
In seinem Buch „Von Ost nach West und zurück“ beschrieb Werner Deschauer seinen beruflichen Lebensweg mit den Worten des schweizerischen Schriftstellers Emil Oesch:
„Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muss die Treppe benutzen.“
Doch bei allem beruflichen Erfolg ließ die Sehnsucht nach der alten Heimat beide nicht los. Seit der friedlichen Revolution und der Öffnung der innerdeutschen Grenze im Jahre 1989 kam das Ehepaar Deschauer immer wieder mit großer Freude zu Besuch nach Geisa.
Seit der 1998 gegründeten Werner Deschauer Stiftung Geisa engagierte sich das Ehepaar Deschauer im Stiftungskuratorium für die Umsetzung der Stiftungsziele zum Wohle der Stadt Geisa und ihrer Bürger. Einen großen Impuls für die weitere Entwicklung der Stadt Geisa gab die Sanierung des historischen Barockschlosses in Geisa, in dem sich der Sitz der Point-Alpha-Stiftung befindet. Das Barockschloss, einst Sitz der Fürstäbte von Fulda, hatte seit vielen Jahren leer gestanden und konnte mit Hilfe des Stifterehepaares Werner und Anneliese Deschauer umfassend saniert und eingerichtet werden.
Im Jahre 2003 wurde Werner Deschauer für sein außerordentliches Engagement zum Ehrenbürger der Stadt Geisa ernannt und am 24. März 2006 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Am 31. Mai 2005 beschloss der Stadtrat Geisa, der Straße, in der sein Elternhaus steht, den Namen „Werner-Deschauer-Straße“ zu geben, um ein weiteres Zeichen der Anerkennung der Verdienste des Ehrenbürgers zu setzen.
Überregional bedeutsam ist die im Jahr 2018 eröffnete ANNELIESE DESCHAUER Galerie, die von dem Ehepaar Deschauer in Kooperation mit der Stadt Geisa ins Leben gerufen wurde und sich zu einem Zentrum für Kunst, Kultur und Wissenschaft entwickelte. Darin wird auch die Lebensgeschichte des Unternehmer-Ehepaares Deschauer erzählt.
Werner Deschauer hat sich um seine Heimatstadt außerordentlich verdient gemacht. Seinem Wirken haben die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Geisa viel zu verdanken.
Am 18. März 2023 verstarb Werner Deschauer im Alter von 87 Jahren in seinem Zuhause in Bochum.
Seine Spuren werden auch noch von den zukünftigen Generationen wahrgenommen werden, die sich in Dankbarkeit an einen Mann erinnern werden, dem die Heimat und die Menschen so sehr am Herzen lagen.